Gerade hatte Amber Uther hinter sich gelassen und ging in Richtung Schloss, da sah sie einen bekannten blonden Schopf am Horizont auftauchen. Naja, auftauchen tat er nicht wirklich, aber sie sah ihn erst jetzt. Schon verengten sich ihre Augen, ihre Oberlippe bibberte vor Zorn und ihre Hand verkrampfte sich in der Tasche um ihren Zauberstab herum. Wie sher sie es hasste, dass dieser kleine Schleimer jetzt in ihrem Jahrgang war und nicht die Schule verlassen hatte, als er es hätte tun sollen. Er gehörte zu ihnen, zu den Todessern, zu diesen elenden Mördern, die Amber in wenigen Monaten jagen und umbringen würde. Die Malfoys hatten ihr persönlich zwar nichts getan, aber jetzt, wo die Todesser so geschwächt waren, fand Amber es wichtig, sie für immer auszuschalten. Wütend stapfte sie auf Malfoy zu und rammte ihn mit einer Schulter, mit den Worten: "Du stehst im WEG!" Das tat ihr zwar auch etwas weh, aber das störte Am gar nicht, das war es wert.
Draco war so in seinen Gedanken versunken, dass er das Mädchen überhaupt nicht bemerkte...bis diese ihn dann anrempelte. Sofort schnellte Dracos Hand an den Zauberstab in seiner Tasche, zog ihn heraus und hielt ihn dann hoch. Verächtlich betrachtete er das Mädchen von oben bis unten...auf ihre Worte achtete er überhaupt nicht. Ein kaltes, falsches Lachen kam über Dracos Lippen...er kannte das Mädchen: Amber Wellington...eine dieser Mischlinge aus seinem Jahrgang...und dazu noch aus Gryffindor. Erneut spuckte Draco auf den Boden, dieses Mal direkt vor Ambers Füßen...immer noch leise lachend packte der Junge seinen Zauberstab wieder weg...sie war es nicht wert, dass er eine Strafe riskierte...wäre er in der "wirklichen Welt" und nicht in diesem Schloss, er hötte sie sofort angegriffen...aber so musste er aufpassen, dass niemand Verdacht schöpfte...seine treue Slytherin-Gruppe würde sich später um die Kleine kümmern... Mit der Hand, in der er den Zauberstab gehalten hatte, wischte er sich nun die Stelle an seinem Arm ab, die Amber berührt hatte...als ob das Mädchen dort etwas Schleimiges hinterlassen hätte... "Berühr mich ja nie wieder, Wellington", knurrte Draco.
"Ich habe dich nicht berührt, Malfoy, meine Kleidung hat deine berührt. Denkst du, ich fasse dich an? Dann müsste ich ja hinterher eine halbe Ewigkeit duschen, um den Schleim los zu werden", sagte Am und schaute Draco dabei angeekelt an. "Außerdem, was willst du denn tun? Umbringen? Das traust du dich doch eh nicht. Weiß doch jeder, dass du Dumbledore damals nicht getötet hast." Warum Snape nach dem Mord in der Gesellschaft rehabilitiert war, wusste Amber aber auch nicht. Da tötete der Kerl den brilliantesten, damals lebenden Zauberer und kam auch noch ungeschoren damit durch. "Musstest dich ja an Snapes Rockzipfel festhalten, um nicht vor Angst umzukippen." Sie hatte die Hand in der Tasche am Zauberstab, es war ihr klar, dass sie ihn provozierte und darum musste sie mit allem rechnen. Aber wenn er sie angriff, würde er nicht einfach damit davonkommen. Sie hatte geübt, wollte ja immerhin Aurorin werden, da war er sicher eine gute Übung. Sie wollte sich im Ernstfall ja auch wirklich sicher sein können, dass sie es mit ihren Onkeln aufnehmen konnte. Die sollten büßen für ihre Verbrechen.
Wäre Draco nicht ein so guter Schauspieler, wäre sein Gesicht wohl jetzt wutverzerrt...was fiel diesem kleinen Mischling eogentlich ein so mit ihm zu reden? Mit IHM! Aber Draco schluckte die Wut herunter und blickte das Mädchen weiterhin nur kühl und verächtlich an...es stimmte, er hatte Dumbledore nicht getötet...warum, konnte er sich selbst nicht erklären...aber wenn Snape nicht dagewesen wäre, hätte er es am Ende gewiss doch noch gewagt. Snape: Dieser Verräter...gab sich als treuster Diener des Dunklen Lords aus und dann verriet er ihn an diesem alten Mann Dumbledore...dafür würde er noch büßen! "An deiner Stelle, Wellington, würde ich aufpassen, was ich sage...oder willst du, wie der Rest deiner Blutsverräter-Familie enden?" Wieder lachte Draco...er wusste über fasst jeden in dieser Schule bescheid...vor allem über die, mit denen er gezwungener Weise mehr zu tun hatte...die meisten Informationen bekam er von seinem Vater...eins der wenigen Dinge wozu Lucius für ihn noch hilfreich war: Informationen...das zweite war natürlich das Geld. "Dein Mutter war ein Schlammblut, stimmts Wellington? Aber sie hat ihre gerechte Strafe bekommen...vermisst du sie?"
Amber verengte ihre Augen immer mehr, als Draco sprach und bei 'Vermisst du sie?' hatte sie schon ausgeholt und kurz darauf raste ihr Hand in Richtung seiner Nase. Leider fing sie nicht an, zu bluten, aber allein das Gefühl, wie seine Nase kurz etwas nachgegeben hatte, war Genugtuung. "Meine Eltern haben wenigstens gekämpft. Wie hat dein Vater sich wieder in Voldemorts Gunst gebracht? Durch schleimen, katzbuckeln und kriechen? Erst seinen Herrn verraten, als er diesen tot glaubte, und dann angekrochen kommen, das passt doch zu deiner Familie. Kein Stolz, kein Stehvermögen und nicht den Mut, ihre Taten einzugestehen und dafür gerade zu stehen." Warum redete sie eigentlich noch mit ihm? Er war in Gedanken sicher sowieso beim Schmerz und bekam ihre Worte nicht mit, also war es verschwendete Energie.
Der Schlag kam für Draco völlig überraschend, da er nur auf den Zauberstab des Mädchens geachtet hatte...typisch...ein richtiger Magier hätte seinem Gegner einen Zauber auf den Hals gehetzt...ein richtiger Magier hatte es nicht nötig körperliche Kraft für einen Angriff zu nutzen...aber was konnte man schon jemanden erwarten, dessen Mutter ein Schlammblut war? Draco wischte sich nun mit seiner Hand über die Nase, um zu sehen, ob sie blutete...glücklicherweise nicht...so ersparte er sich wenigstens den Spott der anderen Slytherins: Ein Mädchen hat dich geschlagen? Der Schmerz, der Draco durchfuhr war ihm egal...er hatte nicht tatenlos einen ganzen Sommer in der Anwesenheit Lord Voldemorts verbracht...er hatte gelernt, Schmerzen zu verbergen...sie machten einen stark. Also reagierte Draco, anstatt mit einem Schmerzenslaut, mit einem höhnischen lauten Lachen. "Wellington, ich denke nicht, dass es dich etwas angeht, was mein Vater gemacht hat." Auch wenn Draco Lucius vielleicht nicht mehr schätzte und respektierte...er ließ es nicht zu, dass man schlecht über seine Familie sprach...denn das bedeutete schließlich gleichzeitig, dass man schlecht über ihn sprach. "Aber an deiner Stelle wäre ich in nächster Zeit vorsichtiger...es ist nämlich sehr wahrscheinlich, dass dir demnächst ein kleiner Unfall passieren wird..."
"Oh, da hab ich aber Angst! Siehst du? Ich zittere schon richtig", spottete Amber. "Wenn der kleine Draco, der nicht mal auf Anweisungen von seinem Herrchen, einer Fliege was zuleide tun kann, mir droht. Der kleine Draco, dessen Leben von dem doofen Potter gerettet wurde. Der kleine Draco, der sitzen geblieben ist." Er konnte doch eh nichts anrichten, wie auch? Es gab zu wenig verbliebene Todesser, um ihr in den Ferien etwas anzutun, und in der Schule konnte er auch nichts wagen, hier waren viel zu viele Lehrer um unbemerkt einen Anschlag auf sie zu verüben. Da konnte er sich auch gleich den Auroren stellen und sich nach Askaban dringen lassen. Und selbst wenn er dumm genug war, sie hier anzugreifen, oder angreifen zu lassen, so war Amber immer noch gut im Kampf. Obs ums Duellieren oder Nahkampf ging, Amber trainierte fast täglich. Wer die Lebensaufgabe hatte, andere zu töten, der war dumm, wenn er nicht immer vorbereitet war.
Wieder schluckte Draco die wütenden Kommentare herunter, die ihm auf der Zunge lagen... Beherrsche dich. Dieses Weib wird früh genug bereuen, sich mit dir angelegt zu haben, befahl er sich in Gedanken. "Du willst deine Eltern rächen, nicht?", fragte er kühl und machte einen Schritt auf Amber zu. "Du hast vor Auror zu werden, nicht? Du willst im Namen unseres großartigen Zaubereiministeriums und unseres weisen Zaubereiministers Todesser umbringen, hab ich Recht, Wellington?" Natürlich hatte Draco Recht...ER hatte IMMER Recht...und, wenn er einmal nicht Recht hatte, sorgte er dafür, dass die anderen glaubten, er hätte es doch... "Es könnte sehr schwer werden deine toten Schlammblut-Eltern zu rächen, wenn irgendjemand ausversehen ein paar Tropfen tödliches Gift in dein Essen schüttet." Er machte noch einen Schritt auf Amber zu, stand jetzt direkt vor ihr und wenn Blicke töten könnten, wäre das Mädchen gewiss auf der Stelle umgefallen. "Du stehst im Weg."
"Ich tu nichts für das Ministerium oder den Minister, ich tu das alles nur für mich", stellte Amber klar und knurrte kaum hörbar. "Und ja, ich werde meine Familie rächen, ich werde den Rest meiner Familie umbringen, jeden einzelnen, bis nur noch mein Bruder und ich übrig sind. Und wenn mir dabei ein anderer Todesser über den Weg läuft, ist er halt auch tot, dann ist er aber selber schuld. Und wenn DU dich tatsächlich traust, jemanden umzubringen - abgesehen davon, dass Gift sowas von feige ist und zu den Malfoys passt - dann schmeiß ich eigenhändig eine Party für dich und wenn ich ein Geist bin. Aber da das eh nie passiert, brauch ich ja nicht die Nummer vom Partyservice raussuchen."
Sie schaute ihn genauso böse an, wie er sie. In einem Blickduell wollte sie genauso wenig verlieren, wie ein echtes Duell. "Und zufällig war mein Vater genauso reinblütig, wie du. Und dafür hatte er sogar noch einen uralten, vererbten Adelstitel. Also tu nicht so, als wärst du besser, als er. Du weißt nicht einmal, was lieben heißt, du kannst doch gar nichts fühlen."
"Wie unglaublich selbstlos du bist", meinte Draco kühl und hielt weiterhin dem Blick stand...er würde ganz gewiss nicht aufgeben...und wenn sie noch Stunden lang so dastehen mussten. "Sei doch froh, dass du durch Gift stirbst...es ist weniger schmerzhaft und für jemanden, wie dich ist dieser Tod eine richtige Ehre...andererseits bist du ein Duell sowieso nicht wert. Und selbstverständlich bin ich besser als dein Vater...was für eine lächerliche Behauptung...aber sie passt zu dir, Wellington. ICH würde mich niemals mit einem Schlammblut einlassen...vor allem würd ich nicht die Ursache für so einen Mischling, wie dich sein." Draco machte noch einen halben Schritt auf Amber zu, sodass sich jetzt ihre Schuhspitzen berührten. "Nur, weil ich meine Gefühle nicht allen offenbare, heißt das nicht, dass ich keine habe...ich bin halt kein so jämmerliches Wesen, wie du, Wellington. Und jetzt geh mir endlich aus dem Weg...nicht, dass du vielleicht noch Ärger mit einem der Leher bekommst...es könnte deiner Auroren-Karriere schaden."
"Geh doch um mich herum, Malfoy", grinste Amber fies. "Du willst doch eh nicht auf den Fleck treten, wo so ein minderwertiges Wesen wie ich stand, oder?" Auch sie wandte den Blick nicht ab, und versuchte sogar, so wenig wie nur irgend möglich, zu blinzeln. "Und mir kannst du nichts vormachen. Ich weiß, dass du nichts fühlst. Du hast keine Freunde, du liebst niemanden und du wirst nicht geliebt, nur gefürchtet. Du wirst einsam sterben, ganz alleine, ohne dass es irgendjemanden interessiert. Die Leute werden sich eher noch freuen, als traurig zu sein. Du bist niemandem etwas wert, Malfoy. Eigentlich solltest du mir nur leid tun, du bist das armseligste Wesen, dass ich je gesehen habe. Aber leider bist du trotzdem ein im Dreck kriechender Wurm, der allen anderen auf den Geist geht und das toll findet, und darum" - sie lächelte süffisant - " habe ich für dich nichts als Verachtung übrig."
Wie falsch die Kleine da lag...es stimmte zwar, dass Draco keinen wahren Freunde hatte, aber wenn er nur wirkliche Freundschaft zulassen würde, könnte er sich vor der Anzahl der Bewerber gar nicht mehr retten...jeder wahre Magier wollte mit Draco befreundet sein. Draco konnte es ihnen auch nicht verdenken: Er war reinblütig, er hatte Geld, er hatte Einfluss, er sah gut aus, er war ein guter Anführer...im Ganzen war er einfach eine Person, mit der man gerne etwas zu tun hatte...natürlich nur solange man seine Ansichten teilte. Sollte wellington doch denken, dass er keine Gefühle hatte, es war ihm egal, was sie dachte...meine Güte, wie ungebildet und naiv...ein Mensch ohne Gefühle? So einen Schwachsinn...jeder hatte Gefühle...nur das die Schlauen diese verbargen. Der Dunkle Lord hatte nie Gefühle gezeigt; Draco, sein Nachfolger würde ebenfalls keine zeigen...denn er wusste, welche Gefahr darin lag...Lord Voldemort hatte es das Leben gekostet, als er sich doch von seinem Inneren hatte leiten lassen...Draco würde diesen Fehler nicht machen...und deshalb würde er auch erfolgreich sein. Einen kurzen Moment überlegte der Junge, ob er nicht vielleicht doch seinen Zauberstab ziehen und das Weib einfach aus dem Weg sprengen sollte...seine Hand war sogar schon auf dem halben Weg zu seiner Hosentasche, wo der Stab steckte, aber er hielt schließlich doch inne. Nein, diese Genugtuung würde er Wellington nicht gönnen...sollte sie doch versuchen ihn mit ihrem lächerlichen-bösen Blick in die Knie zu zwingen...sie würde es eh niemals schaffen.
"Du bist ja immer noch da", stellte Amber fest. "Oh, redest du dir jetzt ein, dass du so toll bist? Das alle dich mögen? Ja, jeder will mit dir gut klarkommen, in euren Kreisen ist das ja eine Art Lebensversicherung, aber denkst du, auch nur einer von denen mag dich wirklich. Als die Schulter, an der man sich ausweinen kann, wenn es einem schlecht geht? Als Trauzeuge? Sicher nicht. Du verwechselst Furcht mit Zuneigung." Sie blickte immer noch böse, aber langsam wurde ihr das zu langweilig. Nicht, weil Draco nicht nachgeben wollte, sondern, weil sie eigentlich längst über ihren Büchern brüten und lernen wollte. "Und nun husch, ins Körbchen, kleiner Malfoy, damit du ungestört schmollen kannst", sagte Am deshalb und hoffte, dass er sich jetzt vom Acker machen würde.
Langsam fing Wellington wirklich an ihn zu nerven...warum konnte das Mädchen nicht einfach verschwinden? Er wusste selbst, dass er von den meisten gefürchtet wurde...aber das war ihm egal...es gefiel im sogar. Draco liebte es Macht auszuüben, in die erschreckten Gesichter anderer zu sehen, die ihm stammelnd beichteten, dass sie ihre von Draco erteilte Aufgabe nicht ausgeführt hatten, die bewundernen Blicke der anderen, wenn er einen Zauber ausübte, der sehnliche Wunsch, ein Lob von Draco zu bekommen...Draco liebte seine Rolle, die er hier im Schloss inne hatte. Der Junge seufzte lautlos, hielt den Blick weiterhin stand und rührte sich nicht vom Fleck. Schließlich beschloss er, dass er keine andere Wahl hatte, wenn er diesen jämerlichen Mischling loswerden wollte: Draco zog unbemerkt seinen Zauberstab hervor, hielt diesen Amber direkt vors Gesicht, sagte in Gedanken Stupor und wartete darauf, dass der rote Lichtstrahl, der daraufhin aus seinem Zauberstab schoss, sein Gegenüber schockte...
Amber lachte. Sie hatte ihren Zauberstab die ganze Zeit in der Tasche auf Draco gerichtet gehabt und blockte so ungesagt den Schockzauber ab. Ja, das war eine ihrer Spezialitäten. Aber dann zog sie schnell den Stab aus der Tasche, denn der Stoff ihres Umhangs war doch immer ein Risiko. Nicht jeder Zauber ging da hindurch. "Das glaubst du doch selber nicht, dass das klappt. Außerdem geh ich erst recht nicht aus dem Weg, wenn ich geschockt auf dem Boden liege, und mich nicht bewegen kann", verspottete sie ihn wieder. "Streng erst dein Hirn an, bevor du handelst", wies sie ihn an und schnippste dabei leicht gegen seine Stirn, aber nicht so, dass es allzu sehr wehtun würde. Sie tat Menschen eigentlich ungern weh, wenn sie es nicht musste, mit Ausnahme ihrer Familie.